LESERBRIEF // Die Arbeit von Frauen bleibt in der Landwirtschaft nach wie vor oft unsichtbar, unbezahlt und unabgesichert. Unsere Vize-Präsidentin Lionne Spycher fordert anlässlich des Feministischen Streiks, dass die Beiträge aller Menschen auf dem Betrieb sichtbar gemacht, abgesichert und gerecht entlohnt werden.
37 Prozent der Arbeitskräfte in der Schweizer Landwirtschaft sind Frauen (Landwirtschaftliche Strukturerhebung 2024). Sie arbeiten im Stall, im Garten, im Haushalt, organisieren den Familienalltag und tragen Verantwortung im Betrieb – Tag für Tag. Diese Arbeit ist unverzichtbar für das Funktionieren der Landwirtschaft – und bleibt dennoch oft unsichtbar, unbezahlt und unabgesichert.
Frauen in der Landwirtschaft erhalten häufig keinen Lohn, keine Altersvorsorge und verfügen über keine soziale Absicherung. Ihre Leistungen werden weder finanziell noch gesellschaftlich ausreichend anerkannt – obwohl sie tragende Säulen bäuerlicher Betriebe sind und wesentlich zu deren Erhalt beitragen.
Ich fordere, dass die Beiträge aller Menschen auf dem Betrieb sichtbar gemacht, abgesichert und gerecht entlohnt werden. Dafür braucht es eine faire Bezahlung sowie einen Versicherungsschutz für alle mitarbeitenden Angehörigen, eine angemessene Altersvorsorge sowie klare Rechte in Partnerschaften.
Gleichstellung ist kein Luxus, sondern Grundbedingung für eine gerechte und nachhaltige Landwirtschaft. Es ist wichtig, dass Arbeit zählt – im Stall, im Kinderzimmer und überall dazwischen. Das sind nur einige der vielen Gründe, weshalb ich am 14. Juni gemeinsam mit vielen anderen auf die Strasse gehe – für Sichtbarkeit, Absicherung und Gerechtigkeit: auch und gerade für Frauen in der Landwirtschaft.
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«Ich möchte die Chancengleichheit fördern»
Anne Challandes ist Bäuerin im Kanton Neuenburg, Anwältin und seit 2019 Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes (SBLV). In dieser Funktion ist sie auch Vizepräsidentin des Schweizerischen Bauernverbands. Der SBLV verantwortet die Ausbildung zur «Bäuerin / bäuerlicher Haushaltleiter FA», engagiert sich in der Ernährungs- und Hauswirtschaft sowie in der Agrar-, Familien- und Sozialpolitik.
Aus der Nebenrolle ins Zentrum
Eine Landwirtschaft ohne Frauen ist undenkbar. In der Schweiz machen sie einen Drittel der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte aus. Alle jene Frauen, die in der traditionellen Männerdomäne Landwirtschaft eine aktive Rolle einnehmen, sind aber oft unsichtbar und einige wenig vernetzt. Um dies zu ändern, haben Vision Landwirtschaft und die BFH-HAFL ein gemeinsames Projekt gestartet.