Die Kleinbauern-Vereinigung begrüsst grundsätzlich, dass die Beratung der Agrarreform 2022+ fortgesetzt und die bisherige Stossrichtung, welche die Tragfähigkeit der Ökosysteme stärker berücksichtigt (Absenkpfad Pestizide und Nährstoffe), fortgeführt wird. Die geplante Einführung von Ernteversicherungen, an denen sich der Bund künftig beteiligen soll, sieht die Kleinbauern-Vereinigung jedoch sehr kritisch.
Um den zukünftigen Herausforderungen wie Wetterextremen zu begegnen, braucht es gesamtheitliche Lösungen anstatt Symptombekämpfung. Die Kleinbauern-Vereinigung plädiert dafür, künftig die Vielfalt auf den Höfen stärker zu fördern. Betriebe, die auf mehrere Produktionsstandbeine setzen, sind nicht nur ein Mehrwert für die Biodiversität, sondern leisten einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungssicherheit. «Eine Ernteversicherung federt dagegen eindimensional nur das finanzielle Risiko ab und hemmt die Landwirtschaft dabei, ihre Resilienz gegenüber der Klimaveränderung, zum Beispiel mit trockenheitsresistenteren Sorten, zu erhöhen. Damit würde im landwirtschaftlichen Subventionsdschungel ein weiterer Fehlanreiz geschaffen», so Kleinbauern-Präsident und Nationalrat Kilian Baumann.
Gegen die Einführung von staatlichen Ernteversicherungen spricht aus Sicht der Kleinbauern-Vereinigung zudem, dass die Agrarpolitik mit einem neuen Element weiter verkompliziert würde. Einfacher und zielgerichteter haben die Bäuerinnen und Bauern über das bestehende Direktzahlungssystem eine gewisse Absicherung. Daneben wird ein Versicherungsschutz bereits heute von privatwirtschaftlichen Anbietern angeboten.
Agrarpolitik muss Lösungen liefern
Es ist wichtig und richtig, dass die kommenden Agrarreformen die Klima- und Biodiversitätskrise antizipieren und auch geopolitische Marktschwankungen auf der Rechnung haben. Dafür braucht es umfassende Lösungsansätze, welche die Resilienz des gesamten Land- und Ernährungssystems stärken. Als Direktbetroffene aber auch Mitverursacherin der Klimakatastrophe muss die Landwirtschaft auch möglichst schnell verbindliche Massnahmen ergreifen. In der aktuellen, entschlackten Agrarreform wird diese drängende Problematik aber leider viel zu zögerlich angegangen.