Klimafreundliche Landwirtschaft kann auch eine Chance sein und neue Perspektiven eröffnen. Dies zeigen die vier Hofporträts aus unserer Kampagne «Bäuerinnen und Bauern fürs Klima». Vieles ist möglich, die Lösungen sind durchaus wirtschaftlich und auch die Konsumentinnen und Konsumenten ziehen mit.
Die Land- und Ernährungswirtschaft muss sich möglichst schnell auf eine klimafreundlichere Praxis ausrichten. Die Politik liefert dazu bisher weder klare Etappenziele noch genügend Anreize. Glücklicherweise lassen sich viele Praktikerinnen und Praktiker von der Untätigkeit der politischen Akteure nicht bremsen. Sie erkennen, welche Verantwortung die Landwirtschaft trägt und die Herausforderungen, die sich ihnen mit dem Klimawandel stellen. Die guten Beispiele aus der Praxis senden gegenüber der Politik ein klares Signal: Die ressourcenintensiven und klimaschädlichen Konzepte haben ausgedient. Es braucht ein Ernährungssystem, das die Ressourcen schont, die Emissionen minimiert und die Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen sichert.
Vier Höfe, vier mögliche Wege
Es gibt eine Vielzahl an Betrieben, die sich aktiv mit dem Klimawandel, dessen Auswirkungen und ihrem eigenen Handlungsspielraum auseinandersetzen. Und so vielfältig die Höfe sind, so individuell sind auch die Ansätze auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Landwirtschaft. Eine Stärkung der pflanzlichen Produktion, Kreislaufwirtschaft, Agroforstsysteme, eine bodenschonende Bewirtschaftung sowie eine standortangepasste Landwirtschaft oder die Produktion erneuerbarer Energien sind nur einige wirkungsvolle Massnahmen. Ein klimaschonendes Ernährungssystem ist standortangepasst, vielfältig und resilient.
Hofporträt #1: Strom und Wärme aus Mist
Auf dem Biohof Hofen in Reichenbach im Kandertal sorgt eine Kleinstbiogasanlage für Strom für 20 Haushalte und dazu noch Wärme. Niklaus Hari entwickelte zusammen mit einem Freund eine Anlage, in der aus Mist und Gülle Energie gewonnen wird. Begrüssenswerter Nebeneffekt: damit werden auch noch die Methangas-Emissionen des Gesamtbetriebes verringert. Hari leistet Pionierarbeit, die heute sehr gefragt ist, und sagt: «Das Potenzial, mit Kleinbiogasanlagen aus Mist und Gülle Strom und Wärme zu erzeugen, ist noch riesig.»
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Hofporträt #2: Bäume fürs Klima
Valentin Gionchetta setzt auf seinem Betrieb La Ferme des Savanes in der Waadt auf Bäume und Hecken. Die Bepflanzung hin zu einem Agroforstsystem bietet mehrere Vorteile: CO2 kann im Boden gespeichert werden und die Bäume sorgen für eine bessere Bodenqualität. Zudem wird Humus aufgebaut und das Wasser verdunstet durch die Beschattung weniger schnell. Zusätzlich profitiert ausserdem die Biodiversität. «Es ist ein Vergnügen, auf gesunden und lebendigen Böden zu leben und zu arbeiten.»
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Hofporträt #3: Alpiner Gemüseanbau
In Ennetmoos in Nidwalden betreiben Anita Z’Rotz und Martin von Holzen auf 650 m. ü. M. effizienten und handwerklichen Gemüsebau. Der «Market Garden» liefert Gemüse für die Abo-Körbe und die Hofkulinarik-Angebote. Ihre Kund:innen bedienen sie zusätzlich mit Infos zu korrekter Lagerung, Saisonalität oder Konservierungsmethoden und sensibilisieren für einen regionalen und nachhaltigen Konsum. «Die Betriebszweige Gemüse, Tiere, Hofkulinarik und Hofprodukte ergänzen sich optimal. So stimmt am Ende auch die Wertschöpfung.»
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Hofporträt #4: Standortangepasste Tierhaltung
Séverine Curiger und Michael Dick bewirtschaften den Hof Gravas im Kanton Graubünden bereits jetzt möglichst klimafreundlich, mit standortangepassten Rassen, pflugloser Bodenbearbeitung und einem kleinen Maschinenpark. Weitere Projekte stehe an: Die Spezialisierung auf Milchgeissen, der ressourcenschonende Stallanbau mit Hofkäserei und das Anlegen einer Futterhecke. «In dieser Krise sollten alle nach ihren Möglichkeiten einen Beitrag zu einer klimafreundlichen Zukunft leisten.»
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Alle Fotos und Videos der Kampagne: Silvan Mahler, 2023