675 Höfe weniger, aber Rückgang verlangsamt

In der Schweiz sind 2020 erneut 675 Betriebe verschwunden. Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre hat sich der Strukturwandel aber etwas verlangsamt, was die Kleinbauern-Vereinigung verhalten optimistisch stimmt. Mit ihren politischen Forderungen, die Vielfalt der Agrarstrukturen zu stärken, und mit ihrer Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe setzt sich die Bauern- und Konsumentenorganisation weiterhin aktiv für den Erhalt von bäuerlichen Familienbetrieben und gegen eine zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft ein.

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Das Bundesamt für Statistik zählte letztes Jahr noch 49’363 Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz, 675 Betriebe (-1.3%) weniger als 2019. Damit unterschreitet die Anzahl Schweizer Bauernhöfe erstmals die 50’000er-Grenze. Der Strukturwandel hin zu weniger, dafür grösseren Betrieben schreitet weiter voran. Im Vergleich mit den Vorjahren (Abnahme durchschnittlich -1.8 % pro Jahr zwischen 2010-2019) hat sich der Rückgang allerdings etwas verlangsamt. Eine innovative Landwirtschaft braucht jedoch weiterhin möglichst viele Hände und Köpfe. Neben dem sozialen Aspekt sprechen auch ökologische Gründe für vielfältige Agrarstrukturen. Eine kürzlich publizierte Studie der Universität Göttingen kommt zum Schluss, dass sich kleinteilige Agrarlandlandschaften mit kleineren landwirtschaftlichen Betrieben positiv auf die Biodiversität auswirken. Die zunehmende Umstellung auf Biolandwirtschaft allein führe nur zu begrenzten Vorteilen für die Biodiversität, solange die Umstellung nicht mit einer vielfältigen und kleinteiligen Agrarstruktur verbunden werde.

Für die Zukunft von kleinen und mittleren Betrieben, die nach wie vor besonders vom Hofsterben betroffen sind, werden die nächsten Jahre entscheidend sein. Unzählige Landwirtinnen und Landwirte stehen kurz vor dem Pensionsalter und bei vielen ist die Hofnachfolge noch ungeklärt. Die Kleinbauern-Vereinigung setzt sich weiterhin dafür ein, mit ihrer Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe zum Thema Generationenwechsel zu sensibilisieren und den Einstieg in die Landwirtschaft für Jungbäuerinnen und -bauern zu erleichtern. Auch in der Agrarpolitik gilt es, die Fehlanreize für Flächenwachstum der Betriebe endlich anzugehen (Obergrenze der Direktzahlungen).

Betriebe im Wandel
Erfreulich ist, dass immer mehr Betriebe eine Zukunftsperspektive im Biolandbau sehen und deren Anteil 2020 erneut zugenommen hat (+3.8%). Die gleichzeitige Zunahme beim Geflügelbestand, dessen Nahrung zu einem grossen Teil auf Importfutter basiert, zeigt aber leider auch eine Gegenentwicklung zu einer industriellen, bodenunabhängigen Tierhaltung. Diese wird massgeblich durch die gestiegene Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten gefördert. Das macht deutlich, dass wir neben einer ökologischeren und sozialeren Agrarpolitik auch endlich eine Ernährungspolitik brauchen, die den Konsum miteinschliesst.

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