Zwischen regionalem Einkauf und weltweiter Solidarität

Als Auftakt zur Regio Challenge vom 9.-15. September veranstaltete die Kleinbauern-Vereinigung eine Podiumsdiskussion zum Thema: «Regional – Chance für den nachhaltigen Konsum?». Darüber ob und welche regionale Ernährung zu mehr nachhaltigem Konsum beitragen, gingen die Meinungen auseinander. Dass mehr saisonale Lebensmitteln oder ein geschickteres Leiten der KonsumentInnen sinnvolle und notwendige Wege sind, darüber waren sich die PodiumsteilnehmerInnen jedoch im Grundsatz einig.


Wieder wesentlich stärker auf die Saisonalität von Lebensmitteln zu achten, macht Sinn, darin waren sich die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer einig. Die negative Auswirklungen der Produktion, lassen sich so reduzieren. Ob und unter welchen Bedingungen ein regionaler Konsum sinnvoll ist, da gingen die Meinungen dagegen auseinander. Regina Fuhrer-Wyss, Präsidentin der Kleinbauern-Vereinigung und Biobäuerin betonte denn auch: «Sinn der Regio Challenge ist das Bewusstsein der KonsumentInnen zu fördern. Ein stärkerer Bezug zu unseren täglichen Lebensmitteln ist wichtig für die Landwirtschaft hierzulande und ebenso für die Bäuerinnen und Bauern des Südens. Wir müssen endlich auch die Verantwortung für die Produktionsweise unsere Importe wahrnehmen.»

Wie herausfordern es ist als Konsumentin und Konsument das «richtige» zu kaufen, soll mit der Regio Challenge im Selbstversuch erfahren werden. Dass die Konsumentinnen teilweise aber auch besser geführt werden müssen und etwas an Macht abgeben sollten, brachte Adrian Widmer, Geschäftsführer von Gebana pointiert auf den Punkt: «Der Kunde ist König, aber er hat keine Ahnung. Wir müssen die Kunden clever leiten, denn diese warten auf kreative Ideen.»

Unter das Stichwort an kreativeren Lösungen fallen auch die verschiedenen regionalen Vertragslandwirtschaftsprojekte, die in den letzten Jahren entstanden sind. Tina Siegenthalter von der Kooperationsstelle SOLAWI und Co-Betriebsleiterin des Fondlihofs engagiert sich genau in diesem Bereich. «In der Landwirtschaft geht es stark um Care-, also Betreuungsarbeit.» Es gilt die Tiere, den Boden etc. sorgsam zu pflegen und betreuen. Damit eine solche Landwirtschaft möglich ist, braucht es ein starkes Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten. «Dabei spielt ebenfalls die regionale politische Ebene eine wichtige Rolle. Beispiele wie Genf oder das Ernährungsforum in Zürich zeigen das gut auf.»

Ein weiteres wichtiges Thema in der Diskussion war die Frage der Transparenz. Thomas Nemecek von der Forschungsgruppe Ökobilanzen bei Agroscope verwies auf die heute fehlende Transparenz, welche verbessert werden muss. «Auch Labels helfen nur bedingt weiter, die Bandbreite innerhalb der Label ist gross. Und nur weil man den Hof kennt, weiss man ebenfalls noch nicht alles über die Produktion».

«Der Vertrauensaspekt bei regionalen Produkten ist wichtig» bekräftige auch Thomas Cottier, vom World Trade Institute. Die Frage sei, wie man daraus einen komparativen Vorteil machen könnte. Cottier betonte jedoch auch die wichtige Funktion des internationalen Handels: «Auf den Klimawandel und verschärfte Probleme wie der Trockenheit sind wir mit unserer protektionistischen Handelspolitik schlecht vorbereitet.» Über die Ausgestaltung der Handelsbeziehungen gingen die Meinungen der Podiumsteilnehmer allerdings auseinander.

Start Regio-Challenge
Die Podiumsdiskussion bildet die Einleitung zur Aktionswoche «Regio Challenge: Iss was um die Ecke wächst!» welche vom 9.-15. September schweizweit stattfindet. Mitmachen kann jede(r) allein, oder als Gruppe. Weitere Informationen unter www.kleinbauern.ch/regiochallenge und www.facebook.com/groups/regiochallengeCH/ oder unter #regiochallenge.

Adrian Widmer, Gebana (links): „Die Regio Challenge kann zur Bewusstseinsbildung beitragen, was endlich auch bei importieren Lebensmitteln zu Gute kommen kann.“

Thomas Cottier, WTI (rechts): „Eure Idee von einer regionalen Versorgung ist Teil eines Ganzen. Absolut macht es keinen Sinn.“

Regina Fuhrer-Wyss, Kleinbauern-Vereinigung: „Ob eine Tomate aus der Schweiz oder Spanien ökologischer ist, ist die falsche Frage. Es geht um Saisonalität“

Thomas Nemecek, Agroscope: „Die Regio Challenge ist eine sypathische Art das Bewusstsein für Lebensmittel zu schaffen“

 

Tina Siegenthaler, solawi.ch: „Es ist nicht eine Frage der Grösse, sondern eine, wie der Betrieb aufgestellt ist“.

„Ernährungsouveränität und Ernährungssicherheit gehen Hand in Hand. Auf unserem Solawi-Hof machen wir das in kleinem Rahmen.“

 

 

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