Motion Knecht: Mehr Mittel für die Agrarindustrie?

Immer wieder wird eine sogenannt produzierende Landwirtschaft von Politikern und den bäuerlichen Medien hochgelobt. Doch was ist eine produzierende Landwirtschaft? Eine standortgerechte Produktion gehört zur Landwirtschaft, das ist doch keine Frage! Der Ruf nach einer Stärkung der produzierenden Landwirtschaft ist aber vor allem ein Ruf nach mehr Agrarindustrie anstelle von Landschafts- bzw. Lebensqualität. Die Kleinbauern-Vereinigung fordert dagegen die Stärkung einer vielfältigen Landwirtschaft.

Von einer produzierenden Landwirtschaft und deren politische Vernachlässigung wird viel gesprochen und geschrieben. Doch was bedeutet eine produzierende Landwirtschaft? Es ist ein Ruf nach mehr agrarindustrieller Produktion, die auf einem hohen Input basiert und losgelöst ist von ökologischen Grundsätzen und dem Ziel einer hohen Landschafts- und Lebensqualität. Eine solche Produktion ist weder wirtschaftlich noch zukunftsfähig. Und sie kommt bei einer Mehrheit der Bevölkerung schlecht an. Eine Landwirtschaft die dagegen standortgerecht, vielfältig und naturnah produziert, liefert Landschaftsqualität als Koppelprodukt gleich mit. Die Kleinbauern-Vereinigung ist erfreut, dass die Kommission des Ständerates die Motion deutlich abgelehnt hat und hofft, dass der Ständerat nachzieht.

Baustelle Landschaftsqualitätsbeiträge
Die Landschaftsqualitätsbeiträge sind nicht über alle Zweifel erhaben und lösen keine Begeisterungsstürme aus. Positiv an der im Verhältnis sehr kleine Summe an Direktzahlungen ist jedoch das Zeichen, dass damit gesetzt wird: Es braucht wieder mehr Landschaftsqualität und Strukturvielfalt. Die Landschaftsqualitätsbeiträge bergen damit ein grosses Potential. Das muss allerdings noch besser umgesetzt und genutzt werden.

Landschaftsqualität wird heute zu wenig gefördert
All die zahlreichen Bauernbetriebe, welche sich für eine vielfältige und widerstandsfähige Landwirtschaft einsetzen, werden heute bestraft. Wer Landschaftsqualität schafft, erhält dafür fast nichts, wer dagegen auf Flächenwachstum und Spezialisierung setzt, wird belohnt. Die Kleinbauern-Vereinigung wehrt sich gegen eine solche Landwirtschaft, die auf Einfalt mit immer mehr Pouletmasthallen und Maismonokulturen etc. setzt. Deshalb soll die Motion Knecht abgelehnt werden: Es braucht mehr Vielfalt, denn diese bringt langfristige wirtschaftliche Sicherheit und Lebensqualität.

 

Erfreuliches Update: am 17. Juni 2019 hat der Ständerat die Motion abgelehnt

News und Berichte zum Thema

Bonde- og Småbrukarlag – Die Stimme der Kleinbäuer:innen in Norwegen

NORGE BLOGG #7 // Anton Langeland ist Generalsekretär des Norsk Bonde- og Småbrukarlag (NBS), dem Norwegischen Bauern- und Kleinbauernverband. Der NBS setzt sich gemeinsam mit seinen 6500 Mitgliedern ein für…

Kolumne aus dem Nationalrat: Sägen wir nicht auf dem Ast, auf dem wir sitzen!

Anfang Jahr haben die Bauernproteste auch die Schweiz erreicht. Die Gruppe «Révolte agricole suisse», die sich in der Romandie formiert hat, forderte höhere Produzentenpreise und nahm damit den Detailhandel direkt…

Bäuer:innen verklagen Bund wegen Untätigkeit im Kampf gegen den Klimawandel

Heute Morgen haben Bäuerinnen und Bauern sowie diverse bäuerliche Organisationen, darunter auch die Kleinbauern-Vereinigung, vertreten durch die Anwält:innen für das Klima, beim UVEK eine Klage eingereicht. Sie fordern die Behörden…