Direktvermarktung ist für die Landwirtinnen und Landwirte sehr zeitintensiv. Auch für dich ist es umständlicher, die Bauernhöfe in deiner Umgebung abzuklappern oder die Öffungszeiten von Märkten zu beachten. Aber die Direktvermarktung bietet beiden Parteien einige Vorteile, weshalb der Anteil an Bauernhöfen mit Direktvermarktung in den letzten Jahren erfreulicherweise wieder zugenommen hat.
Eine weitere Möglichkeit für die Bauernfamilien, Wertschöpfung und damit Einkommen direkt auf dem Hof zu generieren, bieten Gastronomie- und Tourismusdienstleistungen. Das Angebot reicht von Schlafen im Stroh bis zum Gourmet-Dinner. Eine tolle Möglichkeit, die Landwirtschaft in der Freizeit kennenzulernen!
Die direkteste Form der Zusammenarbeit zwischen Bäuerin und Konsument ist die solidarische Landwirtschaft, auch Vertragslandwirtschaft oder Solawi genannt. Die Konsumentinnen verpflichten sich dabei zu einer längerfristigen Abnahme der Produkte. Den Bauern gibt das Sicherheit, da Überschüsse und das Risiko von Ernteausfällen solidarisch unter den angeschlossenen Konsumenten aufgeteilt werden. Diese erhalten im Gegenzug Einblicke sowie Mitsprache bei der Produktion von Lebensmitteln.
Solawi-Projekte werden meist genossenschaftlich organisiert. Je nach Projekt kann man auch auf dem Betrieb mitarbeiten. Die bisher häufigste Form sind Gemüseabos. In der Westschweiz wurden erste Genossenschaften bereits vor über 30 Jahren gegründet. Auch in der Deutschschweiz sind in den letzten zehn Jahren diverse Projekte entstanden und laufend werden neue gestartet.
Kooperationsstelle für solidarische Landwirtschaft
Verband regionale Vertragslandwirtschaft
Ökologo-Artikel: Vom Feld auf den Teller
Weitere Möglichkeiten, Lebensmittel nach dem Gemeinschaftsprinzip einzukaufen, bieten lokale Food-Kooperativen oder Crowd-Ordering. Unter einer Foodcoop versteht man den Zusammenschluss von Haushalten zum gemeinsamen Einkauf. Indem kollektiv grössere Mengen direkt von den Produzenten bezogen werden, lohnt sich für diese der Lieferweg in die Stadt. Je nach Projekt besteht die Zusammenarbeit nur aus dem gemeinsamen Bestellen oder aber es werden auch Warenlager und sonstige Verwaltungsarbeiten geteilt. Ein internationales Foodcoop-Projekt, das es seit 2017 auch in der Schweiz gibt, ist Marktschwärmer.
Crowd-Ordering, also die Sammelbestellung, funktioniert ähnlich. Konsumente schliessen sich zusammen, um eine bestimmte grössere Menge zu bestellen. Erst wenn diese erreicht wird, wird die Ware ausgeliefert. Das spart Ressourcen und minimiert Foodwaste. Crowd-Ordering bietet sich besonders zur Bestellung von Produkten von Kleinbauern aus ferneren Ländern an. Pioniere in diesem Bereich ist die «Plattform Marktzugang» der gebana AG sowie Crowd Container. Eine weitere Variante der Sammelbestellung ist «Crowd-Butchering». Dabei wird ein Tier erst geschlachtet, wenn es komplett verkauft ist.
Wertschätzung für das Essen und die Arbeit, die dahintersteckt, haben nicht nur unsere Bäuerinnen und Bauern verdient, sondern auch die vielen Verarbeiterinnen von handwerklich hergestellten Produkten und lokalen Spezialitäten. Oft arbeiten sie direkt mit Landwirten zusammen. Kaufst du also in der Holzofenbäckerei, in der Dorfmetzg oder im Käseladen ein, förderst du gleichzeitig handwerkliche Traditionen und lokale Arbeitsplätze. Auch kleinere Dorf-, Quartier- und Bioläden arbeiten häufig direkt mit Verarbeitern und Landwirteninnen der Region zusammen.
Alles an einem Ort – Supermärkte sind ganz schön praktisch! Die Grossverteiler bieten auch immer mehr biologisch und tierfreundlich produzierte Lebensmittel an. Damit nehmen sie ihre Verantwortung für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion wahr. Leider fördert der Grosshandel aber nicht nur die idyllische Landwirtschaft aus der Werbung. In den letzten Jahrzehnten fand in der gesamten Lebensmittelverarbeitung eine starke Marktkonzentration statt. Dies schwächte die Verhandlungsposition der Landwirtinnen. Ihr Anteil am Produktpreis, den du im Laden zahlst, wurde immer kleiner. Auch am Preisaufschlag von Label-Produkten (Bio, Fairtrade) verdienen mehrheitlich die Detailhändler.
Mit dem Wunsch nach ständiger Verfügbarkeit und den normierten Qualitätsanforderungen der Supermärkte geht auch Wissen über Lebensmittel verloren: Die Konsumenten verlernen, welches Produkt wann Saison hat und dass ein krummes Rüebli oder ein Apfel ohne perfekte Schale genauso gut schmecken.
Oftmals können nur noch grosse, spezialisierte Landwirtschaftsbetriebe dem Kosten- und Qualitätsdruck standhalten. Diese Agrarindustrialisierung gefährdet Vielfalt und Tierwohl. Zudem entstehen Abhängigkeiten, welche die Resilienz, d.h. die Widerstandsfähigkeit, der einzelnen Bauernhöfe und der Landwirtschaft generell aufs Spiel setzen.
Zum Themendossier «Vielfalt statt Hofsterben/ Strukturwandel»
Mit deinem täglichen Einkauf entscheidest du mit, wie unsere Lebensmittel produziert werden. Informiere dich. Dein Kassenzettel ist auch Stimmzettel!