Anfangs 2021 hat der Kanton Graubünden das Projekt «Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden» gestartet. In einer ersten Pilotphase, die bis 2025 dauert, stellt die Regierung einen Betrag von 6,4 Millionen Schweizer Franken zur Verfügung. Ziel des Projektes, das insgesamt über zehn Jahre läuft: den Ausstoss der Bündner Landwirtschaft von geschätzt 270’000 Tonnen CO2-Äquivalenten jährlich um 50 % zu reduzieren.
Dahinter steht einerseits die Anerkennung der Rolle der Landwirtschaft an den Treibhausgasemissionen und ihr Potenzial, diese zu reduzieren. Andererseits die Erkenntnis, dass sich der Agrarsektor an den Klimawandel anpassen muss. Auch das steigende Klimabewusstsein der Bevölkerung wird als Grund für das Projekt angegeben – und als Chance für die Landwirtschaft gesehen, wenn sie klimaneutrale Lebensmittel produzieren kann.
Mit dem Pilotprojekt soll deshalb auch die Praxistauglichkeit von Massnahmen erprobt werden, sowie Erfahrungswerte zur Umsetzbarkeit und Akzeptanz unter Praxisbedingungen gewonnen werden. Dazu wurden 50 repräsentative Bündner Landwirtschaftsbetriebe ausgewählt, an denen Pilotprojekte und Innovationsmassnahmen zur Reduktion des THG-Ausstosses umgesetzt und erprobt werden. Ab dem Jahr 2026 sollen die Massnahmen, die sich bewährt und als massentauglich herausgestellt haben, auf die ganze Bündner Landwirtschaft ausgedehnt werden. Die Vision: «Graubünden ist der erste Kanton der Schweiz, in welchem die Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf von Bündner Lebensmitteln die Gewissheit haben, dass diese klimaneutral produziert worden sind» (Flyer Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden).
Das Projekt ist an der Basis entstanden, angestossen von Bäuerinnen und Bauern. Die Branche hat es aufgenommen und weiterentwickelt. Entsprechend gross war das Interesse am Projekt, sagt Daniel Buschauer, Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Geoinformation (ALG): «An den Informationsveranstaltungen haben gegen 300 Personen teilgenommen, und anschliessend haben sich 125 Betriebe als Pilotbetrieb beworben.» Als Botschafter und Wegbereiter einer klimaneutralen Landwirtschaft werden diese Betriebe eine aktive und wichtige Rolle übernehmen. Anfang Jahr ist das Projekt nun in die Pilotphase gestartet und die bisherigen Erfahrungen sein durchwegs positiv, so Buschauer.
Erprobt werden Massnahmen in den Bereichen Tierhaltung, Pflanzenbau und Energie zur Reduktion der Treibhausgase (THG). Das Projekt und die Betriebe werden von einer Fachgruppe begleitet, in der die relevanten Forschungs- und Bildungsinstitutionen mit Bezug zur Landwirtschaft vertreten sind, wie z.B. der Plantahof in Chur.