Auf dem Biohof Hofen in Reichenbach im Kandertal sorgt eine Kleinstbiogasanlage für Strom für 20 Haushalte und dazu noch Wärme. Niklaus Hari entwickelte zusammen mit einem Freund eine Anlage, in der aus Mist und Gülle Energie gewonnen wird. Begrüssenswerter Nebeneffekt: damit werden auch noch die Methangas-Emissionen des Gesamtbetriebes verringert. Hari leistet Pionierarbeit, die heute sehr gefragt ist. «Das Potenzial, mit Kleinbiogasanlagen aus Mist und Gülle Strom und Wärme zu erzeugen, ist noch riesig.»
Hof Hofen, Reichenbach im Kandertal (BE)
Der grosse schwarze Ballon, der auf dem Biohof Hofen in Reichenbach im Kandertal neben dem Miststock liegt, ist von Weitem zu sehen. Der Gastank ist aber nur der sichtbare Teil der Mikrobiogasanlage von Niklaus Hari. Das Herzstück der Anlage, der Fermenter, wo der Mist vergoren und das Methangas zum Betrieb der Anlage gewonnen wird, liegt unter dem Laufhof vor dem Stall. Das Gas wird aufgefangen und kommt in den erwähnten Gastank. Anschliessend wird es im Blockheizkraftwerkt in der Scheune zur Produktion von Strom und Wärme genutzt. Übrig bleibt hochwertiger Dünger. Denn die Nährstoffe bleiben auch in der vergorenen Gülle erhalten und sind für die Pflanzen sogar besser verwertbar. Die Produktion kann sich sehen lassen: Mit dem Mist von 20 Kühen produziert die Anlage Strom für 20 Haushalte, dazu Wärme, einerseits für die Heizung des Fermenters, andererseits können damit zwei Mehrfamilienhäuser beheizt werden.
Seit 1986 wird auf dem Hof von Niklaus Hari aus Mist und Gülle Strom und Wärme produziert. Damals baute Hari zusammen mit einem Freund die erste Mikrobiogasanlage. Lange wurden die beiden dafür belächelt oder gar als Spinner bezeichnet. Denn es galt als unmöglich, eine so kleine Biogasanlage rentabel zu betreiben. Doch die Vorteile gegenüber einer grösseren Anlage liegen auf der Hand: Für eine Anlage dieser Grösse reicht der Mist des eigenen Hofs für deren Betrieb aus. Das Hinzuführen von anderem organischem Material, wie es bei grösseren Anlagen nötig ist, und damit lange Transporte, die auch wieder CO2 generieren, entfallen. Das Einzige, was bei Niklaus Haris Anlage zusätzlich zu Mist und Gülle in den Fermenter kommt, ist Kaffeesatz, den er von einem Produzenten von Instantkaffee in grossen Mengen beziehen kann. Mit diesem Zusatz ist es möglich, die Biogasproduktion um fast die Hälfte zu steigern.
Unter normalen Umständen entweicht das in der Gülle enthaltene Methan direkt in die Atmosphäre. Diese Methan- und in kleinerem Ausmass Lachgasemissionen bei der Hofdüngerlagerung sind für 18 % der direkten Klimagasemissionen in der Landwirtschaft verantwortlich. Im Fazit einer Machbarkeitsstudie über Mikrobiogasanlagen als Klimaschutzmassnahme, welche das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL im Auftrag von Bio Suisse am Beispiel der Anlage von Niklaus Hari durchgeführt hat, wird denn auch betont, dass der Betrieb einer solchen Anlage ein grosses Sparpotenzial für die Klimagasemissionen auf der Ebene des Gesamtbetriebs biete. Mittlerweile wird Niklaus Hari für seine Idee auch nicht mehr belächelt, im Gegenteil. Mit den Diskussionen um die Klimaverträglichkeit der Landwirtschaft und erst recht im Zuge der Strommangellage ist das Interesse an seiner Pionierarbeit stark gestiegen und seine Dienste als Berater sind in der ganzen Schweiz und sogar im Ausland gefragt. Solange die Kühe Mist machten, sei seine Stromversorgung sichergestellt, sagt Niklaus Hari. Angesichts der Tierbestände in der Schweiz sei das Potenzial noch riesig!
Vier Höfe, vier mögliche Wege
Es gibt eine Vielzahl an Betrieben, die sich aktiv mit dem Klimawandel, dessen Auswirkungen und ihrem eigenen Handlungsspielraum auseinandersetzen. Sie wollen Verantwortung übernehmen und einen Beitrag leisten. Schliesslich geht es dabei um nichts weniger als die Zukunft. Sie verfolgen das Ziel einer resilienten, also widerstands- und anpassungsfähigen Landwirtschaft. So vielfältig die Höfe sind, so individuell können die Ansätze sein. Mit vier Hofporträts aus verschiedenen Teilen der Schweiz zeigt die Kleinbauern-Vereinigung, dass vieles möglich ist, die Lösungen durchaus wirtschaftlich sind und auch die Konsumentinnen und Konsumenten mitziehen. |