Die Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe kann auf zehn Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken. Nach stetiger Zunahme von Anfragen wurde das Vermittlungssystem nun zu einer digitalen Hofplattform ausgebaut. Interview mit der Projektleiterin Mirjam Bühler.
Mirjam, warum ist es wichtig, dass Höfe erhalten werden?
Das Hofsterben ist seit ihrer Gründung ein Kernthema der Kleinbauern-Vereinigung. Jeder Hof zählt, denn wenn Höfe aufgegeben werden, wachsen oft andere – diese werden in der Regel maschinen- und kapitalintensiver. Vielfach werden Strukturelemente für die immer grösseren Maschinen aus dem Weg geräumt, wodurch ökologisch wertvolle Lebensräume verschwinden. In den Berggebieten kommt es oft zu Verbuschung, da zur Bewirtschaftung des Geländes die Hände und die Tiere fehlen. Mit dem Erhalt von Betrieben fördern wir eine kleinstrukturierte und vielseitige Landwirtschaft. Wir erleichtern den Zugang zu Land und fördern die Vielfalt der Höfe. Somit können wir der Praxis eine direkte Dienstleistung bieten. Durch viel Sensibilisierungsarbeit ist es uns zudem gelungen, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen und zu zeigen, dass es viele gut ausgebildete Hofsuchende gibt. Es begeistert mich, Betriebsleitende kennenzulernen, die ihren Hof mit Freude weitergeben, damit motivierte Menschen in die Landwirtschaft einsteigen können.
Wie funktioniert die digitale Hofplattform?
Die Hofplattform ist ein geschützter Bereich auf der neuen Website, wo sich Hofabgebende und -suchende finden können. Zugang erhalten sie durch ein Abo. In einem Steckbrief geben sie an, was sie zu bieten haben oder was sie suchen. Danach können sie nach der passenden Partei suchen und sie über die Website kontaktieren. Dies ist auch anonym möglich und wir leisten bei Bedarf technischen Support. Falls jemand keine E-Mail-Adresse oder keinen Computer hat, versenden wir die Steckbriefe per Post. Wir bieten weiterhin eine kostenlose Erstberatung an und vermitteln bei Bedarf an Fachpersonen.
Welchen Mehrwert bringt das neue Vermittlungssystem?
Erstens schafft die Hofplattform Transparenz und gibt den Beteiligten mehr Handlungsspielraum. Sie können ihre Suchkriterien und ihren Steckbrief jederzeit anpassen. Da für uns die Vermittlung wegfällt, haben wir mehr Zeit für Beratung, Wissenskoordination und Vernetzung. Zweitens haben wir speziell darauf geachtet, dass es eine breite Auswahl an möglichen Übergabeformen gibt: Pacht, Kauf, Baurecht, Betriebsgemeinschaft oder Mitarbeit. Der Steckbrief kann sowohl von Einzelpersonen, Paaren, Familien wie auch von Kollektiven ausgefüllt werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, öffentliche Inserate zu erstellen oder nach Beratungspersonen zu suchen. Die dreisprachige Website enthält auch einen fundierten Infobereich mit einem Selbst-Check, der einen mit den wichtigsten Fragen auf den Prozess vorbereitet.
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Da sind erstens die erfolgreichen Vermittlungen. Es freut mich sehr, wenn es nach mehreren Anläufen endlich passt und sich zwei Parteien einigen können. Zweitens der Fachaustausch mit Beratungspersonen, Studierenden oder Partnerorganisationen. Aber am spannendsten finde ich den Austausch mit den Hofabgebenden, in ihre Lebenswelten einzutauchen und sie zu unterstützen – sei dies auch nur mit Zuhören und Verständnis für die oft sehr emotionale Situation. Es ist ein bedeutender Schritt, ein Lebenswerk weiterzugeben.