Kleinbäuerinnen und Kleinbauern: Bunt und vielfältig

Kein Hof zu klein, ein Betrieb zu sein. Kein Hof zu gross für bäuerliche Landwirtschaft. Gemeinsam bilden sie die Basis für ein resilientes, zukunftsfähiges Ernährungssystem. Denn damit es auf dem Teller bunt ist, braucht es Vielfalt auch auf dem Feld und an Betrieben.

In der Vielfalt liegt die Zukunft unseres Ernährungssystems – kleinbäuerliche, ökologische Betriebe leisten dazu einen wichtigen Beitrag.

Die bäuerliche Landwirtschaft steht dem Trend der letzten Jahrzehnte zu einer industrialisierten, auf Spezialisierung, Wachstum und Inputs basierenden Landwirtschaft mutig entgegen. Ist sie ein Auslaufmodell? Oder trägt sie den Keim einer Alternative in sich und kann den Weg aus der Sackgasse weisen?

Wertschöpfung dank alpinem Gemüsebau

Der Hof Murmatt im Kanton Nidwalden liegt mit seinen 6.25 ha flächenmässig über zwei Drittel unter dem schweizerische Durchschnitt. Doch verstecken muss er sich nicht. «Wir sehen die überschaubare Grösse als Vorteil», sagt Anita Z’Rotz, die den Betrieb zusammen mit ihrem Mann Martin von Holzen führt. Ursprünglich klassischer Berglandwirtschaftsbetrieb mit extensiver Tierhaltung, wenig Ertrag und angewiesen auf Nebenerwerbstätigkeiten, betreiben sie inzwischen einen gut laufenden Hof mit Gemüsebau, Tieren, Hofkulinarik und dem Verkauf von Hofprodukten. «Wir konnten unseren Betrieb mit verhältnismässig kleinen Investitionen optimal diversifizieren. Mit dem «Marketgarden» haben wir das ideale Anbausystem gefunden, um auf kleinen, bei uns sogar unebenen Flächen Gemüse anzubauen und mit möglichst wenig Mechanisierung die bestmögliche Effizienz zu erreichen.» Die verschiedenen Betriebszweige ergänzen sich optimal. So stimmt heute auch die Wertschöpfung.

Bäuerinnen und Bauern fürs Klima: Alpiner Gemüseanbau

Mit Konsumentennähe zum Vollerwerbsbetrieb

Einige Kilometer weiter entfernt im Kanton Luzern liegt der Hof Obermettlen. Dort betreiben Marlen und Stephan Koch-Mathis mit ihrem Projekt «Herbstzeitlose» solidarische Landwirtschaft in der Nutztierhaltung und machen die Konsumentinnen zu Bauern. Die Basis bilden fünf alte Mutterkühe, die eigentlich geschlachtet werden sollten. Jedes Kalb, das sie gebären, hat acht Paten, die nach zwei Jahren ihren Fleischanteil am Herbstzeitlose-Beef erhalten. Während dieser Zeit arbeiten sie aktiv auf dem Bauernhof mit. «Wir sensibilisieren die Konsumenten für nachhaltigen Fleischkonsum und schaffen Verständnis für eine tierfreundliche und standortgerechte Landwirtschaft», erklärt Marlen Koch-Mathis. Auch ihr Konzept geht auf – aus dem Nebenerwerbshof ist wieder ein Vollerwerbsbetrieb geworden.

Herbstzeitlose x Bäuerinnen und Bauern fürs Klima

Für eine bäuerliche Landwirtschaft

Kleine und mittlere Betriebe können sich also durchaus ökonomisch behaupten. Die Nähe zu den Konsumentinnen schafft Vertrauen und Sicherheit, die Diversität trägt zur Widerstandsfähigkeit bei. Andererseits kann bäuerliche Agrikultur auf jedem Betrieb gelebt werden, unabhängig von den geografischen Gegebenheiten oder der Hektarzahl. Für eine nachhaltige und widerstandsfähige Landwirtschaft entscheidend ist die Verankerung in der Region, die Stärkung lokaler Kreisläufe und eine standortangepasste Betriebsweise. Dass die bäuerliche Landwirtschaft in der Schweiz eine Zukunft hat, dafür setzt sich die Kleinbauern-Vereinigung seit ihrer Gründung vor 45 Jahren ein – beispielsweise mit ihrem Engagement gegen das Hofsterben, als alternative bäuerliche Stimme in der Agrarpolitik und als Brückenbauerin zwischen Bäuerinnen und Konsumenten.

  • Dieser Artikel erschien in der Agricultura-Ausgabe 1/2025. Autorin: Annemarie Raemy

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