Hofsterben: Trendwende dringend notwendig

BFS-Publikation landwirtschaftliche Strukturerhebung 2021

Das Hofsterben nimmt kein Ende: In den letzten 40 Jahren hat sich die Anzahl Schweizer Bauernbetriebe mehr als halbiert und ist 2020 erstmals unter 50’000 Betriebe gefallen. Auch im vergangenen Jahr haben 499 Betriebe ihre Tore für immer geschlossen. Für eine vielfältige, krisenresistente Schweizer Landwirtschaft und damit eine sichere Versorgung zählt jeder Hof. Deshalb fordert die Kleinbauern-Vereinigung dringend eine Abkehr von der «Wachse oder weiche»-Strategie des Bundes. Nationalrat und Präsident der Kleinbauern-Vereinigung Kilian Baumann wird dazu in der Sommersession einen Vorstoss einreichen.

Die Anzahl der Landwirtschaftsbetriebe sinkt kontinuierlich und hat 2021 mit 48’864 Höfen einen neuen Tiefststand erreicht. Gleichzeitig werden die Betriebe immer grösser: in den letzten 20 Jahren ist die durchschnittlich pro Betrieb bewirtschaftete Fläche um über 30 Prozent gewachsen. Mit dieser Entwicklung zu immer weniger dafür immer grösseren Betrieben und deren fortschreitenden Spezialisierung nimmt die Resilienz der Land- und Ernährungswirtschaft kontinuierlich ab. Diese Vielfalt ist aber wichtig für die Widerstandsfähigkeit und Krisenresistenz der Schweizer Landwirtschaft und somit unverzichtbar für die langfristige Versorgungssicherheit der Schweiz.

Resiliente Landwirtschaft stärken
Die Schweizer Landwirtschaft ist stark abhängig von Importen bei Futtermitteln, Pestiziden und aus Erdgas hergestellten Kunstdüngern. Aktuelle Krisen wie der Ukrainekrieg und ebenso der Biodiversitätsverlust und die Auswirkungen des Klimawandels zeigen, wie wichtig eine vielfältige, auf geschlossenen Kreisläufen basierende Landwirtschaft auch aus einer längerfristig ökonomischen Perspektive ist. Die Schweizer Agrarpolitik muss sich auf diese Risiken und Anforderungen und nicht auf eindimensional ökonomische Prinzipien wie die Wachstumsstrategie ausrichten. Dass es eine Abkehr von dieser Strategie braucht, betont Kilian Baumann: «Trotz Milliardenbeträge des Bundes in die Schweizer Landwirtschaft geht das Hofsterben weiter. Mit diesen Mitteln muss vermehrt die Vielfalt an und auf landwirtschaftlichen Betrieben gefördert werden, damit die Krisenresistenz der Landwirtschaft gestärkt und die Versorgungssicherheit langfristig gesichert wird.» Wir brauchen nicht grössere, sondern vor allem nachhaltig wirtschaftende Landwirtschaftsbetriebe, die eine vielfältige, klimaschonende und biodiversitätsfördernde Produktion mit Konsumentennähe verbinden können. Die heutige Benachteiligung kleinerer Betriebe passt dabei nicht mehr zu einer innovativen, zukunftsfähigen Landwirtschaft.

Weniger Höfe trotz vielen Hofsuchenden
Es gibt viele engagierte Menschen, die in die Landwirtschaft einsteigen möchten. Doch die Chancen sind gering, ohne familiären Bezug einen Hof übernehmen zu können. Die Anzahl an Hofsuchenden übersteigt um ein Mehrfaches die Zahl derjenigen, die bereit sind, ihren Bauernhof ausserhalb der Familie weiterzugeben. Ein Teil des Betriebsrückgangs wäre somit einfach vermeidbar. Die Kleinbauern-Vereinigung fordert den Bund auf, die ausserfamiliäre Hofübergabe stärker zu unterstützen u.a. durch kostenlose Beratung und rechtliche Anpassungen.

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