Herbstzeitlose x Bäuerinnen und Bauern fürs Klima

Das Projekt Herbstzeitlose ist Solidarische Landwirtschaft im Bereich Nutztierhaltung und macht die Konsumentinnen und Konsumenten zu Bauern. Die Basis bilden fünf alte Mutterkühe, die eigentlich geschlachtet werden sollten. Sie sind die Herbstzeitlosen und erhalten auf der Obermettlen (LU) eine zweite Chance. Das Herbstzeitlosen-Projekt engagiert sich für standortgerechte Fleischproduktion und sensibilisiert für bewussten Fleischkonsum.

Das Projekt Herbstzeitlose ist Solidarische Landwirtschaft im Bereich Nutztierhaltung und macht die Konsumentinnen und Konsumenten zu Bauern. Die Basis des Projekts bilden fünf alte Mutterkühe der ProSpecieRara-Rasse Rätisches Grauvieh, die eigentlich geschlachtet werden sollten. Sie sind die Herbstzeitlosen und erhalten auf der Obermettlen eine zweite Chance. Jedes Kalb, das sie gebären, erhält acht Paten, sogenannte Herbstzeitlose-Paten. Jede Patin bezahlt zwei Jahre lang einen Franken pro Tag und erhält nach zwei Jahren ihren Fleischanteil am Herbstzeitlose-Beef. Während den zwei Jahren arbeiten die Patinnen und Paten aktiv an Bauernhoftagen auf dem Bauernhof mit und erhalten so einen Einblick, was hinter einem Bissen Fleisch steckt. Das Herbstzeitlosen-Projekt steht ein für weniger, dafür nachhaltig produziertes Fleisch und bewussten Fleischkonsum.

Bewerbungs-Video des Projekts Herbstzeitlose, das für den Prix Climat 2022 gedreht wurde.

Das Projekt zeichnet sich durch folgende Klimamassnahmen aus:

  • Verlängerung der Nutzungsdauer von Mutterkühen
  • Weidehaltung Mai bis Oktober
  • Standortangepasste Tierhaltung (Steillage, keine andere landwirtschaftliche Nutzung möglich)
  • Standortangepasste Rasse (kleiner, leichter, weniger Trittschäden)
  • Fütterung ausschliesslich mit hofeigenem Raufutter
  • Hoftötung und komplette Verwertung
  • Bildungsprojekt für Konsumenten und Landwirtinnen: indirekte Klimawirkung

 

«Wir sensibilisieren die Konsumentinnen und Konsumenten für nachhaltigen Fleischkonsum und schaffen Verständnis für nachhaltige, tierfreundliche und standortgerechte Landwirtschaft», Marlen Koch-Mathis.

 

Das Herbstzeitlosen-Projekt ist Träger des Publikumspreises des Prix Climat 2022.

Leitbild

Nachhaltige, tierfreundliche und standortgerechte Landwirtschaft in Verbindung mit der Sensibilisierung der Konsumenten für nachhaltigen Fleischkonsum. Grundsätze: Tiergerechte Haltung (Vollweide, Laufstall), kein Kraftfutter (Nur Gras, Heu und Grassilage – Feed no Food), alternative Tiermedizin vor Allgemeinmedizin, keine Antibiotika (ausser im Notfall), kein Enthornen, höheres Schlachtalter (Slow Food), Hoftötung (stressfreie Tötung auf dem Bauernhof), keine Düngerzufuhr (nur Hofdünger), keine Pflanzenschutzmittel (weder auf der Wiese noch im Obstgarten), auf Du mit unseren Kundinnen, Kunden und Gästen.

Fotos: Tina Sturzenegger und Christian Merz, 2021

Interview mit Marlen Koch-Mathis, Agricultura 04/2021


Marlen, was ist dein Verständnis von Landwirtschaft?

Als Landwirte bewirtschaften wir das Land, um daraus hochwertige, gesunde Lebensmittel zu gewinnen. Das ist für mich einer der wichtigsten Berufe überhaupt, denn wir alle müssen essen, um zu überleben. Entsprechend haben wir eine grosse Verantwortung gegenüber den Tieren, der Natur, den Menschen und auch der nächsten Generation.

Erklär uns bitte euer Projekt «Herbstzeitlose» und die Idee dahinter.

Unser Hof besteht aus Wiesen und Weiden in Hanglage, auf denen wir keinen Ackerbau betreiben und somit keine Lebensmittel für den direkten Konsum durch die Menschen herstellen können. Wir brauchen also die Wiederkäuer, um das Gras in wertvolles Protein für den menschlichen Verzehr umzuwandeln. Wenn wir die Tiere für unsere Zwecke nutzen, war es uns aber wichtig, dies respektvoll, artgerecht und nachhaltig zu tun – Und dass die wertvollen Lebensmittel, die daraus entstehen, von den Konsumentinnen und Konsumenten auch wertgeschätzt werden. So ist das Projekt «Herbstzeitlose» entstanden.

«Herbstzeitlose» ist Solidarische Landwirtschaft im Bereich Nutztierhaltung: Wir machen die Konsumentinnen und Konsumenten zu Bauern. Die Basis des Projekts bilden fünf alte Mutterkühe der ProSpecieRara-Rasse Rätisches Grauvieh, die eigentlich geschlachtet werden sollten. Sie sind unsere Herbstzeitlosen und erhalten auf der Obermettlen eine zweite Chance. Jedes Kalb, das sie gebären, erhält acht Patinnen und Paten. Diese bezahlen je zwei Jahre lang einen Franken pro Tag. An Bauernhoftagen können sie aktiv auf dem Hof mitarbeiten und so einen Einblick erhalten, was hinter einem Bissen Fleisch steckt. Nach zwei Jahren schliesst sich der Lebenskreislauf unserer Tiere durch die Hoftötung. Und so wird aus ihnen wertvolles Rindfleisch, von dem die Patinnen und Paten ihren Anteil erhalten. Dadurch sensibilisieren wir für bewussten Fleischkonsum.

Du und Stephan habt euch mit eurem Projekt «Herbstzeitlosen» für den «Prix Climat» beworben – Was war die Motivation?

Wir wollen uns für standortgerechte Fleischproduktion engagieren und für bewussten Fleischkonsum sensibilisieren. Die Nutztierproduktion hat eine hohe Klimarelevanz und wird sich künftig verändern müssen. Die Debatte muss jedoch differenziert geführt werden. Eine Kuh, die sich ausschliesslich von Grasland ernährt auf Flächen, die für den Ackerbau nicht geeignet sind, leistet einen wichtigen Beitrag für die Welternährung. Ganz nach dem Motto «No feed from crops, but food from grass». Und die Schweiz hat als Grasland viele solche Flächen.

Wir wollen sichtbar machen, dass es nachhaltige Landwirtschaft bereits gibt. Denn der Wandel in der Politik und in der Gesellschaft geht für uns zu langsam. Er wird von bewahrenden Kräften, die vom bisherigen System profitieren, zu stark gebremst. Wir Konsumenten und Produzentinnen gemeinsam haben aber eine grosse Macht, etwas zu bewegen. Wir möchten den Menschen aufzeigen, dass sie bereits heute mit ihrem Griff ins Verkaufsregal ein Teil des Wandels sein können. Es ist wenig wirksam, an einem Seil zu stossen, man muss daran ziehen. Wir Bäuerinnen können nur produzieren, was vom Konsumenten auch nachgefragt wird.

Vollständiges Interview mit Marlen Koch-Mathis, Agricultura 04/2021

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