Das Projekt «Gemüsetruhe» stellt motivierten und neugierigen, kleinen und grossen Gärtnerinnen und Gärtnern Hochbeete zur Verfügung, mit denen sie spielerisch lernen können, was es braucht, bis das Gemüse auf dem Teller landet.
Unter dem Motto «Erleben, wie unser Essen entsteht» vermittelt das Projekt «Gemüsetruhe» die Lust, praktisch und sinnlich zu erleben, was es braucht, damit Pflanzen wachsen. Das Ziel: (wieder) wissen, woher das Gemüse kommt, und die Wertschätzung gegenüber dem Essen steigern. Das Projekt «Gemüsetruhe» wurde von der Oekonomischen Gemeinnützigen Gesellschaft (OGG) Bern im Jahr 2016 ins Leben gerufen. Es bietet das Material und die Anleitung zum Aufstellen von Hochbeeten, um die Arbeit hinter dem Gemüseanbau aus erster Hand zu erfahren. Das Projekt war ursprünglich für Kindergärten und Schulen gedacht. Denn eine konkrete Verbindung zwischen den kleinen angehenden Gärtnerinnen und ihren Lebensmitteln zu schaffen, hilft, sie zu verantwortungsvollen Konsumenten von morgen zu machen.
Doch schon im ersten Jahr stellte Projektleiterin Annekathrin Jezler fest: «Die Lehrpersonen hatten genau das gleiche Aha-Erlebnis wie die Kinder. Das Angebot steht deshalb nebst Kindergärten, Schulen und Kitas auch anderen interessierten Gruppierungen offen, z.B. Nachbarschaftsvereinen, die einen Quartiergarten gründen möchten.» Gegen eine Jahresgebühr werden vier Hochbeete, Erde, Werkzeuge, Bio-Saatgut und Setzlinge zur Verfügung gestellt. Dazu gibt es drei Einführungskurse: Im Februar den Workshop Pflanzplanung, im April den Kurs «Salattruhe» im Stiftsgarten Bern und im Mai den Kurs für Tomaten und Spätsorten. Während der ganzen Gartensaison gibt es individuelle Beratung nach Bedarf.
Darüber hinaus sind die Teilnehmenden aufgefordert, biologisch zu gärtnern. Zu den Unterlagen, die sie erhalten, gehört deshalb die «Positivliste für biologische Kleingärten» des FiBL, in der Produkte wie Dünger und Pflanzenschutzmittel aufgeführt sind, die im Biogarten verwendet werden können. Bereits an 38 Standorten in Stadt und Kanton Bern sowie um–liegenden Gemeinden sind Hochbeete der OGG zu finden. Wenige haben wieder aufgehört, das Feedback ist grösstenteils positiv. Dieses Jahr hat sich sogar ein Restaurant dem Projekt angeschlossen – um die Betonwüste ein wenig zu begrünen und mit dem Wunsch, vor Ort Produkte für die eigene Küche anzubauen. «Mittlerweile können wir täglich frische Radieschen ernten,» erklärt Adrian Wittwer vom Restaurant Freibank. «Und mit unseren Chilis haben wir scharfe Saucen hergestellt, die im Herbst und Winter zu unserem Tartar serviert werden. Es ist immer schön, diese Geschichten erzählen zu können, wenn wir Gäste bedienen.»
Während sich das Projekt «Gemüsetruhe» auf die Region Bern beschränkt, richtet sich die «GemüseAckerdemie» an Schulen in der ganzen Deutschschweiz, die einen Schulgarten betreiben möchten. Und der Verein Bioterra führt im Rahmen seines Projekts «Gartenkinder» eine Liste mit Gartenkursen für Kinder in der ganzen Schweiz. Andere ähnliche Initiativen existieren und verbreiten sich im ganzen Land. Es liegt an uns, sie zu finden und in den Kindern nicht nur ihren Wissendurst, sondern auch ihre Geduld, ihre Neugier und ihre Verantwortung zu nähren.