In den landwirtschaftlichen Medien wurde in den letzten Tagen über den Mangel an jungen Leuten für die Landwirtschaft geschrieben. Doch fehlt es tatsächlich am Nachwuchs, oder liegen die Probleme woanders?
Jährlich fehlen in der Schweiz gemäss dem Schweizerischen Bauernverband gut 300 Junglandwirte. Das erstaunt, haben letztes Jahr doch gerade landwirtschaftliche Kreise eine Verschärfung der Ausbildungsvoraussetzungen, vor allem für Quereinsteiger, Spätentschlossene und Nebenerwerbslandwirte gefordert. Die Kleinbauern-Vereinigung hat diese Verschärfung kritisiert. Erfreulicherweise fand der Vorschlag schliesslich in den eidgenössischen Räten keine Mehrheit.
Nebenerwerbsausbildung schliesst die Lücke
Etwas weniger als 300 Absolventen und Absolventinnen schliessen jährlich den Nebenerwerbslandwirtschaftskurs (NELA) ab. Und fast genau eine solche Anzahl an Berufseinsteigern wird nun als zusätzlicher Bedarf an Betriebsleitern und Fachkräften genannt. Fehlt es also nicht an Berufseinsteigern, sondern etwa an der Offenheit in der Landwirtschaft für Quereinsteiger?
Reicht die Qualifikation nicht?
Von bäuerlicher Seite wird zum Teil kritisiert, dass die NELA-Ausbildung eine „Schnellbleiche“ sei. Doch diese Argumentation ist zu pauschal. Wer als Zweitausbildung mit viel Berufserfahrung grosser Motivation und Einsatz eine NELA-Ausbildung absolviert und anschliessend allfällige Wissenslücken mit Weiterbildungskursen abdeckt, ist durchaus fähig, einen Bauernhof zu führen. Um diese Kritik zu relativieren, ist es auch wichtig, dass die Landwirtschaftsschulen ihre Verantwortung wahrnehmen. So liegt es an den Schulen nachprüfen, ob die Absolventinnen und Absolventinnen auch wirklich genügend Praxiserfahrung vorweisen können.