Eine vielfältige Landwirtschaft ist krisenresistent

Landwirtschaftliche Vielfalt ist überlebenswichtig. Sie ist Grundlage unserer Ernährungssicherheit und stärkt gleichzeitig die Krisenresistenz. Zur Diversität gehört sowohl die biologische Vielfalt auf den Betrieben als auch eine Vielfalt an Betrieben.

Die Akademie der Naturwissenschaften SCNAT kommt in ihrem Factsheet zur Agrobiodiversität unter anderem zu folgendem Schluss: «Das Schicksal der kleinen und mittelgrossen Landwirtschaftsbetriebe und das der globalen Agrobiodiversität sind eng miteinander verbunden.»
Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinkt seit Jahren kontinuierlich und hat 2021 mit 48 864 Höfen einen neuen Tiefststand erreicht. Gleichzeitig werden die Betriebe immer grösser: Die durchschnittlich pro Betrieb bewirtschaftete Fläche hat sich im gleichen Zeitraum nahezu verdoppelt. Mit dieser Entwicklung zu immer weniger aber dafür immer grösseren Betrieben und mit deren fortschreitenden Spezialisierung nimmt die Resilienz der Land- und Ernährungswirtschaft kontinuierlich ab.
In den nächsten 15 Jahren dürfte sich die Situation weiter verschärfen, weil die Hälfte der Betriebsleitenden das Pensionsalter erreicht und den Hof weitergeben – oder schliessen – muss. Es ist höchste Zeit, diesen Trend zu brechen und die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft für zukünftige Herausforderungen zu rüsten. Wir fordern deshalb vom Bundesrat Massnahmen, welche die vielfältigen Agrarstrukturen und den Erhalt der Bauernhöfe auch über den Generationenwechsel hinaus unterstützen. Dazu braucht es bessere Bedingungen für ausserfamiliäre Hofübergaben und grundsätzlich einen besseren Zugang zu Land auch für Menschen, die nicht die Gelegenheit haben, einen Betrieb innerhalb der Familie zu übernehmen. Zudem sollen kleinere Betriebe nicht mehr benachteiligt und gemeinschaftliche Bewirtschaftungsformen einfacher ermöglicht werden.
Die Kleinbauern-Vereinigung ist überzeugt, dass es nicht immer weniger, sondern wieder mehr Bäuerinnen und Bauern braucht. Denn mit dem Hofsterben geht nicht nur die Vielfalt an Bauernhöfen, sondern auch auf den Bauernhöfen verloren. Und damit ganz viel Produktions- sowie Wertschöpfungspotenzial, Innovation und nicht zuletzt auch der sorgfältige Umgang mit der Natur. Gemäss Verfassungsauftrag hat der Bund eine sichere Versorgung sowie die Erhaltung der natürlichen Grundlagen und des Kulturlandes zu gewährleisten. Hier zeigen sich offensichtliche Widersprüche zur Realität. Wenn wir der Klimakrise begegnen und den dramatischen Rückgang der Biodiversität aufhalten wollen, dann muss auch das Hofsterben gestoppt werden. Nur mit viel Einsatz und Innovationskraft können die aktuellen Herausforderungen im Bereich von Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit sowie Klima bewältigt und unsere Versorgung langfristig gesichert werden.

  • Dieser Text erschien im Magazin "Naturfreund" 2/2023 der Naturfreunde Schweiz, Autor: Kilian Baumann

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