Der Biesterhof ist ein junger Kleinbetrieb in den Niederlanden. Das Team pachtet den Hof von der Bürger-Genossenschaft «Land van Ons». Um mehr Gemeinschaft und Artenvielfalt in das Hofsystem zu bringen, veranstalten sie Aktionstage, die grossen Anklang finden.
Zu Besuch in Wageningen, Holland. Ein Freund studiert an der Landwirtschafts-Uni, und ich besuche ihn für ein paar Tage. In einer Vorlesung hatte ein Dozent sein Hof-Projekt vorgestellt, und an diesem Wochenende findet dort eine Baumpflanz-Aktion statt. So kommt es, dass ich am 2. Dezember 2023 den Biesterhof ausserhalb von Millingen am Rhein kennenlerne.
Landwirtschaft auf fairem Boden
Der Biesterhof gehört mit seinen 25 ha Nutzfläche zu den Kleinbetrieben in den Niederlanden – der Durchschnitt lag 2021 bei 41,4 ha. Im Frühjahr 2022 hat das fünfköpfige Team den Betrieb zu pachten begonnen. Dies wurde ihnen dank der Bürger-Genossenschaft «Land van Ons» ermöglicht. Sie existiert seit 2019 und zählt bereits mehr als 25’000 Beteiligte. Die Genossenschaft hat zum Ziel, die Artenvielfalt in der Landwirtschaft wiederherzustellen und kauft deshalb Agrarland. In den Niederlanden müssen Landkäuferinnen keine Ausbildung vorweisen und das Land nicht selbst bewirtschaften. Deshalb existiert enorme Spekulation auf Boden, weshalb es das teuerste Agrarland in ganz Europa ist. «Land van Ons» besitzt über 300 ha Landwirtschaftsland. Sie verpachtet dieses zu fairen Konditionen an Landwirte und bestimmt gemeinsam mit ihnen, wie es bewirtschaftet wird.
Die Biesterhof-Gruppe hat ambitionierte Ziele: sie möchte ein regeneratives und soziales Hofsystem aufbauen und ihre Produkte in kurzen Wertschöpfungsketten verarbeiten und vertreiben. Das topfebene Land des Hofes war vor zwei Jahren ziemlich ausgeräumt. Zwischen den intensiv bewirtschafteten Ackerflächen lagen Entwässerungsgräben, die in grössere Teiche führten. Sonstige Strukturen gab es nicht.
Nun haben sie auf dem Biesterhof Baumreihen und Hecken gepflanzt, um Ackerkulturen im Agroforst-System anzubauen. Sie säen blühende Kulturen wie Buchweizen, lassen an den Ackerränder Wildblumen wachsen und setzen im Winter auf Gründüngung. Daneben betreiben sie im Market Gardening-Prinzip ein Solawi-Gemüseabo für rund 45 Personen. Die Nährstoffe bleiben vorerst noch eine Knacknuss. Da der Biesterhof keine Tiere hält, gestaltet es sich schwieriger, den Nährstoffkreislauf zu schliessen. Sie arbeiten mit Kompost und investieren viel in die Entwicklung und Verbesserung des Nährstoffmanagements. Ausserdem tauschen sie mit einem benachbarten Bio-Milchbetrieb Stroh und Weizen gegen Viehmist aus. Solche Kooperationen sind dem Team wichtig, denn so können sie sich in der Region auch ideell austauschen und bestenfalls andere Betriebe inspirieren.
Mensch als Teil der Vielfalt
Die Nähe zur Wissenschaft ist dem Biesterhof-Team ein Anliegen. So lässt es beispielsweise die Artenvielfalt an Bienen in einem Monitoring untersuchen. Ein Wunsch ist auch, dass künftig Schulklassen auf den Hof kommen, um den Kindern die Nahrungsmittel und ihre Produktion näherzubringen. Die Verbindung zu den Konsumenten gehört zu den grossen Stärken des Biesterhofs. Gerne versammelt das Team Menschen um den Hof, damit dieser Ort auf vielfältige Weise das zu Hause vieler Lebewesen werden kann.