Der Bund plant einen Ausbau der Autobahnen. Diesem zum Opfer fallen nicht nur wertvolles Kulturland und Waldflächen. Auch auf die Bedenken der lokalen Bevölkerung wird kaum Rücksicht genommen. Und was werden uns zusätzliche Strassen längerfristig kosten?
Am 24. November 2024 werden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über den weiteren Ausbau des Schweizer Autobahnnetzes abstimmen. Während im Parlament insbesondere konservative Vertreter bei der Förderung der Biodiversität noch lautstark den Verlust wertvoller Flächen für die Lebensmittelproduktion beklagten, sehen dieselben Personen beim Autobahnausbau dieses Problem plötzlich nicht mehr.
Kein Einbezug der lokalen Bevölkerung
Bei einer solch argumentativen Verdrehung kann es einem fast schwindlig werden. Im Gegensatz zu geschützten oder biodiversitätsfreundlich bewirtschafteten Flächen, zerstört der Ausbau von Autobahnen unwiederbringlich wertvolles Kulturland, ist ein Treiber für die Zersiedelung und verursacht zusätzlichen, klimaschädlichen Verkehr. Zusätzlich stossend am Ausbau der Autobahnen: Die lokale Bevölkerung darf kaum mitreden. Die Autobahnen stehen als Nationalstrassen unter der Hoheit und im Eigentum des Bundes. Er verfügt deshalb über die alleinige Kompetenz zu deren Ausbau. Dabei wird oftmals keine Rücksicht auf lokale Befindlichkeiten genommen, wie zum Beispiel auf Bedenken von Gemeinden, Landbesitzern oder Anwohnenden. Die Abstimmung am 24. November hat damit weitreichende Folgen für die Bevölkerung in den betroffenen Regionen.
Hohe Kosten für die Zukunft
Dass Mehrverkehr und der Neubau von Strassen angesichts der Klimakrise keine Option sind, liegt eigentlich auf der Hand. Der Anteil des Verkehrs am CO2-Ausstoss der Schweiz betrug 2022 41 %. Auf Verbrennungsmotoren (nicht eingeschlossen ist der Flugverkehr) ist damit der grösste Anteil des CO2-Ausstosses zurückzuführen. Doch der Verkehr als Mitverursacher des Klimawandels ist nicht das einzige Problem. Ein weiteres sind die stetig zunehmenden Folgen des Klimawandels auf unsere Infrastruktur. Mit den häufigeren Wetterextremen wird es eine immer grössere Herausforderung, diese Infrastruktur überhaupt erhalten zu können. Das wurde uns diesen Frühling und Sommer deutlich vor Augen geführt: Auch solide Bauten wie Autobahnen können den Wassermassen bei Wetterextremen nicht immer standhalten. Der Unterhalt der (Verkehrs-)Infrastruktur wird in Zukunft eine enorm grosse Herausforderung.
Lebensqualität anstatt neue Strassen
Weder aus Sicht des Klimas noch der Biodiversität und schon gar nicht, wenn wir an unsere Lebensqualität denken, lässt sich ein weiterer Autobahnausbau rechtfertigen. Die Kosten eines Ausbaus lassen sich nicht allein mit den Baukosten von 5,3 Milliarden Franken beziffern. Hinzu kommen der Kulturlandverlust sowie der Verbrauch weiterer Flächen, darunter auch Wald, die aktuell mit insgesamt 400‘000 Quadratmetern beziffert werden. Die CO2-Emissionen, mehr Lärm und die längerfristigen Infrastrukturkosten sind weitere negative Punkte. Die Stimmbevölkerung wird darüber befinden. Doch es ist zu befürchten, dass sich eine Mehrheit für mehr Strassen und weniger Natur entscheiden wird – um sich gleich danach wieder über die verbaute Landschaft und die schwindende Biodiversität zu beklagen.