Permakultur? Der Begriff hat in den letzten Jahren viel von sich reden gemacht. Viele Gärtnerinnen interessieren sich für dieses Gestaltungsprinzip und wenden es im Hausgarten an. Doch ist Permakultur auch eine zukunftsversprechende Methode für grössere Flächen?
Für Professor Hans Ramseier, Dozent für Pflanzenschutz und ökologischen Ausgleich an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), kann die Permakultur mit ihrem Fokus auf die Erhaltung und Wiederherstellung eines humusreichen Bodens als lebendiges Ökosystem ein wichtiger Ansatz sein, den künftigen Herausforderungen in der Landwirtschaft zu begegnen. Gerade in der Schweiz sieht er ein grosses Potenzial für sie, weil viele Kriterien für die Permakultur günstig sind: die Kleinräumigkeit der Landwirtschaft, der nach wie vor hohe Anteil gemischter Familienbetriebe, das Klima und die qualitativ gute Ausbildung der Landwirtinnen.
Permakulturgärten und Pilotbetriebe
Die HAFL verfolgt im Bereich Permakultur mehrere Projekte. Auf dem Gelände am sichtbarsten sind die beiden Permakulturgärten. Auf je 1500 m2 werden seit 2017 ein Feld- und ein Waldgarten nach den Grundsätzen der Permakultur bewirtschaftet. Die beiden Gärten ermöglichen den Studierenden zum einen, konkrete Erfahrungen zu machen. Andererseits bieten sie eine Forschungsgrundlage. So wird ein Monitoring durchgeführt, wie sich die Biodiversität auf den beiden Flächen entwickelt. Spannend ist auch der Waldgarten: Dank einer Ausnahmebewilligung war es möglich, diesen in einem bestehenden Waldstück anzulegen. Durch diese Ausgangslage ist der Waldgarten stark vertikal strukturiert und kann vom Boden bis in die Baumwipfel genutzt werden.
Zusätzlich zu den beiden Permakulturgärten vor Ort koordiniert die HAFL ein Netzwerk von Pilotbetrieben, die entweder die ganze Fläche oder eine Parzelle nach den Grundsätzen der Permakultur bewirtschaften. Hier stehen zwei Fragen im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten: Welches sind die Auswirkungen auf das Ökosystem? Und wie steht es mit der Wirtschaftlichkeit solcher Flächen? Die elf Betriebe, die in diesem Netzwerk zusammengeschlossen sind, können auf die Beratung durch die Hochschule zurückgreifen. Und Studierende der HAFL können sich im Rahmen eines Wahlmoduls an Planungsprozessen auf den Betrieben beteiligen.
Kultur-Code 725 als erster Erfolg
Als Bindeglied und Vertretung gegen aussen fungiert eine Kompetenzplattform, welche die Vernetzung mit schon bestehenden Pionierbetrieben, die Weiterbildung von Landwirten im Bereich der Permakultur und die Organisation von Anlässen wie Feldbegehungen fördert. Ein wichtiges Element ist die Zusammenarbeit mit dem Verein «Permakultur-Landwirtschaft», der die Permakultur aus den Hausgärten auf die landwirtschaftlichen Betriebe bringen will. Ein wichtiger Schritt dafür ist der Kultur- Code 725, mit dem seit 2020 Mischkulturen und Permakulturflächen vom BLW anerkannt werden. Das Potenzial, Permakultur auch in der Landwirtschaft einzusetzen, ist vorhanden. Vorerst unternehmen aber nur wenige Betriebe praktische Versuche. Und in der landwirtschaftlichen Berufsbildung braucht es noch weitere Schritte, damit Permakultur zu einer Selbstverständlichkeit wird.