AP22+: Es fehlt an Mut und konsequentem Handeln

Mit unzähligen kleineren Korrekturen will der Bundesrat die Agrarpolitik AP 22+ auf Kurs bringen. Das genügt klar nicht, um die dringenden Herausforderungen im Klima- und Umweltbereich anzupacken. Die Kleinbauern-Vereinigung fordert eine Schweizer Landwirtschaft, die im Einklang mit den natürlichen Ressourcen arbeitet und auf gesamtbetriebliche Ansätze sowie mehr Vielfalt setzt. Dazu braucht es auch zwingend eine klare Begrenzung der Direktzahlungen nach oben.

Strukturvielfalt und eine stärkere Förderung ganzheitlicher Bewirtschaftungssysteme, wie zum Beispiel Bio oder IP, bringen die Schweizer Landwirtschaft weiter. Defizite im Klima- und Umweltbereich können mit gesamtbetrieblichen Systemen konsequenter angepackt werden. Die unzähligen vorgeschlagenen komplexen und teilweise widersprüchlichen Einzelmassnahmen bringen dagegen nicht die gewünschte Verbesserung. Das Direktzahlungssystem muss einfacher und transparenter werden. Dazu gehört auch eine klare Begrenzung der Direktzahlungen pro Betrieb. Die Kleinbauern-Vereinigung fordert vom Bundesrat deshalb mehr Konsequenz, Weitsicht und Mut.

150’000 CHF sind genug – Vielfalt in und an Betrieben muss gefördert werden
Für die Kleinbauern-Vereinigung völlig unverständlich ist, dass der Bundesrat von einer klaren Obergrenze der Direktzahlungen nichts mehr wissen will. Der aktuelle Vorschlag geht klar zu wenig weit, denn maximal 150’000 CHF pro Betrieb sind genug. Eine klare Begrenzung und Abstufung der Direktzahlungen sind zentral für eine resiliente und zukunftsfähige Landwirtschaft. Eine vielfältige Landwirtschaft und Höfe, die auf Diversifikation als Betriebsstrategie setzen, können besser auf klimatischen Veränderungen reagieren. Eine Agrarindustrialisierung mit immer weniger, einseitig spezialisierten Grossbetrieben ist hingegen keine Zukunftsperspektive. Neue Fehlanreize, wie beispielsweise eine staatliche Unterstützung von Ernteversicherungen, lehnt die Kleinbauern-Vereinigung ab. Die Kleinbauern-Vereinigung bedauert zudem, dass ein Betriebsbeitrag nicht weiterverfolgt werden soll.
Aus Kleinbauern-Sicht sehr erfreulich ist, dass Familienmitglieder in Zukunft besser abgesichert werden und die Ausbildungsvoraussetzungen für Direktzahlungen den Zugang zur Landwirtschaft für Spät- und Quereinsteiger weiterhin ermöglichen.

Klare Zielvorgaben bei Klima, Ökologie und Tierwohl setzen und Konsumentennähe stärken
Im Bereich Klima und Ökologie sind klare und messbare Zielvorgaben und wirksame Massnahmen dringend. Neben den gesamtbetrieblichen Ansätzen fordert die Kleinbauern-Vereinigung Lenkungsabgaben z.B. auf Mineraldünger oder importierte Futtermittel und klar definierte Absenkpfade im Bereich Pestizide und Stickstoff. Beim Tierwohl braucht es mehr Weide für Wiederkäuer und eine wesensgerechte Zucht, Haltung und Fütterung.
Die Schweiz muss stärker auf Qualität und Nachhaltigkeit setzen. Das bedeutet auch, dass die Konsumentinnen und Konsumenten stärker einbezogen werden und der Konsum in eine nachhaltigere Richtung gelenkt werden muss. Das gilt insbesondere für den Konsum ausser Haus.
Eine gentechnikfreie Schweizer Landwirtschaft ist ebenso ein wichtiges Qualitätsmerkmal, deshalb unterstützt die Kleinbauern-Vereinigung die Verlängerung des Moratoriums.

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