In Ennetmoos in Nidwalden betreiben Anita Z’Rotz und Martin von Holzen auf 650 m. ü. M. effizienten und handwerklichen Gemüsebau. Der «Market Garden» liefert Gemüse für die Abo-Körbe und die Hofkulinarik-Angebote. Ihre Kund:innen bedienen sie zusätzlich mit Infos zu korrekter Lagerung, Saisonalität oder Konservierungsmethoden und sensibilisieren für einen regionalen und nachhaltigen Konsum. «Die Betriebszweige Gemüse, Tiere, Hofkulinarik und Hofprodukte ergänzen sich optimal. So stimmt am Ende auch die Wertschöpfung.»
Hof Murmatt, Ennetmoos (NW)
Am Fuss des Stanserhorns, auf 650 m. ü. M. gelegen, hat der Biohof von Anita Z’Rotz und Martin von Holzen alle Voraussetzungen für klassische Berglandwirtschaft: extensive Tierhaltung, wenig Ertrag, angewiesen auf Nebenerwerbstätigkeiten. Doch Anita und Martin hatten andere Pläne für ihren Betrieb. Sie haben ihren Selbstversorgergarten ausgebaut, beliefern damit unter anderem das Restaurant des CULINARIUM ALPINUM in Stans mit Gemüse, und bieten einen Gemüsekorb im Abo an. Im 2013 neugebauten Spycher gibt es Hofkulinarik nach dem Konzept «Farm to Table»: Mit Produkten vom Hof, frisch geerntet und verarbeitet, wann immer möglich. Das Fleisch stammt ausschliesslich von den eigenen Rindern, nur mit Weidegras und im Winter mit hofeigenem Raufutter gefüttert. Was ihnen fehlt, beziehen Anita und Martin von lokalen Produzentinnen und Produzenten. In der Küche verarbeitet Anita die Schätze aus dem Garten, die sie, wie das Gemüse, direkt vermarktet. Stangenbohnen, Kräuter und Blüten trocknen im selbstgebauten Trocknungsschrank schonend mit Sonnenenergie. Weder Bergbetrieb mit Fokus auf die Tierhaltung noch Gemüsebetrieb – Kann sich der Hof Murmatt ökonomisch behaupten? «Flächenmässig liegen wir mit unseren 6.25 ha um über zwei Drittel tiefer als der schweizerische Durchschnitt. Wir sehen die überschaubare Grösse als Vorteil. Wir konnten unseren Betrieb mit verhältnismässig kleinen Investitionen optimal diversifizieren. Mit dem «Marketgarden» haben wir das ideale Anbausystem gefunden, um auf kleinen, bei uns sogar unebenen Flächen und mit möglichst wenig Mechanisierung die bestmögliche Effizienz zu erreichen», erklärt uns Anita.
Um eine möglichst ökologische und bodenschonende Bewirtschaftung zu erreichen, arbeitet der Hof Murmatt mit Ideen aus der Permakultur und der regenerativen Landwirtschaft. Im Garten gedeiht eine Vielzahl verschiedener Gemüsekulturen, einige davon gehören zu den von ProSpecieRara geschützten und vom Aussterben bedrohten Sorten. Anita sagt: «Tierhaltung und pflanzliche Produktion ergänzen sich und helfen, die Kreisläufe zu schliessen.» Die Nähe zu den Konsumentinnen und Konsumenten habe für den Hof Murmatt nicht nur bezüglich Wertschöpfung Vorteile, erzählt Anita weiter. «Uns ist es wichtig, unsere Werte zu definieren und den Konsumenten zu vermitteln. Nur so können wir die Verantwortung für eine klimaverträgliche Landwirtschaft breiter abstützen.» So lassen sie ihren Gemüse-Abonnentinnen im wöchentlichen Mail nicht nur Infos zum Inhalt der Gemüsekörbe zukommen, sondern auch zu Themen wie korrekter Lagerung, Saisonalität, Verarbeitung und Konservierung. «Auch wenn wir selbst Fleisch produzieren und vermarkten, ist uns die Reduktion des Fleischkonsums ein Anliegen. Von einem grossen Teil unserer Kundschaft wissen wir, dass sie sich bei diesem Thema mit uns entwickelt haben und deutlich weniger Fleisch essen, dafür ausgewählt und zu unserer Freude nur noch von unserem. Die Wertschätzung und der Dialog sind ein wesentlicher und wichtiger Teil unserer Arbeit».
Vier Höfe, vier mögliche WegeEs gibt eine Vielzahl an Betrieben, die sich aktiv mit dem Klimawandel, dessen Auswirkungen und ihrem eigenen Handlungsspielraum auseinandersetzen. Sie wollen Verantwortung übernehmen und einen Beitrag leisten. Schliesslich geht es dabei um nichts weniger als die Zukunft. Sie verfolgen das Ziel einer resilienten, also widerstands- und anpassungsfähigen Landwirtschaft. So vielfältig die Höfe sind, so individuell können die Ansätze sein. Mit vier Hofporträts aus verschiedenen Teilen der Schweiz zeigt die Kleinbauern-Vereinigung, dass vieles möglich ist, die Lösungen durchaus wirtschaftlich sind und auch die Konsumentinnen und Konsumenten mitziehen. |