Bäuerinnen und Bauern fürs Klima: Bäume fürs Klima

Valentin Gionchetta setzt auf seinem Betrieb Ferme des Savanes in der Waadt auf Bäume und Hecken. Die Bepflanzung hin zu einem Agroforstsystem bietet mehrere Vorteile: CO2 kann im Boden gespeichert werden und die Bäume sorgen für eine bessere Bodenqualität. Zudem wird Humus aufgebaut und das Wasser verdunstet durch die Beschattung weniger schnell. Zusätzlich profitiert ausserdem die Biodiversität. «Es ist ein Vergnügen, auf gesunden und lebendigen Böden zu leben und zu arbeiten.»

Ferme des Savane, Apples (VD)

Die Ferme des Savanes liegt am Fuss des Jura, der Blick über den Genfersee ist wunderbar und beeindruckend. Valentin Gionchetta bewirtschaftet den über 30 Hektar grossen Betrieb nach den Prinzipien der Permakultur. Woher stammt die Idee für den Namen des Hofes? Von der nordamerikanischen Savanne, die von krautigen Stauden dominiert und mit Bäumen und Sträuchern durchsetzt ist. Auf diese Weise wurden und werden mehrstufige Hecken und Obstgärten gepflanzt. Ziel dieses Gemüse- und Agroforstprojekts ist es, die Menschen in der Region mit qualitativ hochwertigen Gemüsekörben zu versorgen und Strategien und Techniken zur Anpassung an die globale Erwärmung und zur Abschwächung des Klimawandels zu erproben und weiterzugeben.

Agroforstwirtschaft ist die Kombination von Bäumen und pflanzlichen oder tierischen Erzeugnissen auf derselben Fläche. Durch Aufforstung kann der Kohlenstoffgehalt des Bodens innerhalb weniger Jahre um mehrere Prozent erhöht werden. Die Speicherung von CO2 ist nicht der einzige Vorteil. «Bäume ermöglichen eine bemerkenswerte Verbesserung des Bodens, insbesondere durch die Schaffung von Humus. Ihre Anwesenheit verringert auch das Verdunsten des Wassers und bringt die Biodiversität zurück auf die Parzellen. Hinzu kommt die Freude, auf gesunden und lebendigen Böden zu sein und zu arbeiten», schwärmt Valentin Gionchetta.

Für den jungen Betriebsleiter bedeutet dies eine Veränderung der Art und Weise, wie das Land bearbeitet wird, aber auch eine Chance, das Lebensmittelsystem mit dem Modell der Vertragslandwirtschaft in der Nachbarschaft umzugestalten. «Die Konsumentinnen und Konsumenten verpflichten sich mit den Produzierenden auf Dauer und teilen sich die Risiken und die Erfolge», erklärt Valentin Gionchetta. Die aktive Teilnahme der Abonnentinnen und Abonnenten auf den Feldern (4 Halbtage pro Jahr) hilft, die Schwierigkeiten bei der Produktion gesunder Lebensmittel zu erkennen.

 

Das Feld ist also sehr vielfältig, aufgrund der Vielzahl an krautigen und holzigen Pflanzen, aber auch aufgrund der verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten wie Obstproduktion oder Holz zum Bauen und für Pflanzenkohle. Der Verzicht auf fossile Treibstoffe schont und fördert die biologische Vielfalt, ob wild oder kultiviert, die lokale Flora und Fauna profitiert und die Widerstandsfähigkeit des Systems wird gestärkt. Valentin Gionchetta will zurück zu einer menschengerechten Low-Tech-Landwirtschaft, welche die Jahreszeiten respektiert und sowohl für die Verbraucherinnen und Verbraucher als auch für die Böden gesund ist. Dieser Ansatz soll auf seinem Hof gefördert und sichtbar werden. «Eigentlich geht es darum, den künftigen Generationen ein widerstandsfähiges und robustes Ökosystem zu hinterlassen», betont er. Er ist überzeugt, dass sich ein solches System besser an die globale Erwärmung anzupassen vermag.

Er betont: «Ich denke, dass der Klimaschutz oberste Priorität haben muss. Wir stehen kurz davor, dass die schlimmsten Szenarien wahr werden. Diese zu verhindern wird immer unrealistischer. Wir müssen jetzt die nötigen Massnahmen ergreifen, um unseren Kindern und Grosskindern eine lebenswerte Schweiz zu übergeben.»

 

Vier Höfe, vier mögliche Wege

Es gibt eine Vielzahl an Betrieben, die sich aktiv mit dem Klimawandel, dessen Auswirkungen und ihrem eigenen Handlungsspielraum auseinandersetzen. Sie wollen Verantwortung übernehmen und einen Beitrag leisten. Schliesslich geht es dabei um nichts weniger als die Zukunft. Sie verfolgen das Ziel einer resilienten, also widerstands- und anpassungsfähigen Landwirtschaft.

So vielfältig die Höfe sind, so individuell können die Ansätze sein. Mit vier Hofporträts aus verschiedenen Teilen der Schweiz zeigt die Kleinbauern-Vereinigung, dass vieles möglich ist, die Lösungen durchaus wirtschaftlich sind und auch die Konsumentinnen und Konsumenten mitziehen.

  • Dieser Artikel erschien in der Agricultura-Ausgabe 2/2023. Autorin: Anne Berger

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