Wie kaufst du ein?

Konsum-Ratgeber für eine vielfältige und faire Landwirtschaft

Konsum-Ratgeber

Was hat dein Einkaufsverhalten mit der Landwirtschaft zu tun?

Hofläden und Wochenmärkte – die klassische Direktvermarktung

Wenn sich Bäuerinnen und Bauern selber um die Verarbeitung und den Verkauf ihrer Produkte kümmern, spricht man von Direktvermarktung. Der Verkauf kann zum Beispiel über einen eigenen Laden direkt ab Hof oder auf dem Wochenmarkt im nächsten grösseren Ort stattfinden. Heute verkaufen rund 22% aller Schweizer Bauernhöfe ihre Produkte direkt an die Konsumentinnen und Konsumenten.

Direktvermarktung ist für die Landwirtinnen und Landwirte sehr zeitintensiv. Auch für dich ist es umständlicher, die Bauernhöfe in deiner Umgebung abzuklappern oder die Öffungszeiten von Märkten zu beachten. Aber die Direktvermarktung bietet beiden Parteien einige Vorteile, weshalb der Anteil an Bauernhöfen mit Direktvermarktung in den letzten Jahren erfreulicherweise wieder zugenommen hat.


Durch den direkten Verkauf begegnen sich Produzentin und Konsument auf Augenhöhe.

Du kannst den Bauern alles über seine Produkte fragen und kriegst diese so frisch wie möglich. Zudem weisst du, dass der bezahlte Preis vollumfänglich denjenigen Personen zu Gute kommt, die das Produkt hergestellt haben. Die Direktvermarktung von bäuerlichen Produkten leistet somit einen wichtigen Beitrag an eine vielfältige und faire Landwirtschaft.

Diverse Online-Portale und Apps helfen dir dabei, eine Direktverkäuferin in deiner Nähe zu finden:

Der Marktplatz der Schweizer Bio-Landwirtschaft. Anbieten oder suchen von Produkten oder Dienstleistungen in den Bereichen Anbau & Produktion resp. Genuss & Freizeit.
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Online-Portal von Demeter Schweiz für die Suche nach Demeter-Höfen. Die Suche kann nach einzelnen Produktkategorien eingeschränkt werden.
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Online-Portal des Schweizer Bauernverbands für Höfe mit Direktverkauf. Sehr umfassende Suchfunktionen nach Produktionsart, Label und Produktkategorie möglich.
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Einfache Übersicht an KAGfreiland-Betrieben mit Direktverkauf. Zusätzlich gibt es einen Überlick zu Wochenmärkten mit KAGfreiland-Produzenten.
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Einfach Übersicht von kleinen und mittleren Bio-Bergbetrieben, die bei der Schweizer Bergheimat Mitglied sind. Bei den einzelnen Höfen ist eine Produktübersicht sowie die jeweilige Verkaufsform (Hofladen, Versand, Marktzeiten etc.) angegeben.
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Hofladen-Portal (Karte) mit allen Bauernhöfen, die bei Agrotourismus Schweiz Mitglied sind.
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Mehrsprachige Online-Plattform, die insbesondere kleinen Höfen ohne eigenen Internetauftritt ein Profil zur Verfügung stellt, um den Direktverkauf zu fördern. Teilweise mit Online-Shop.
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App für die Suche nach Hofläden in der Nähe. Vor allem im Raum Bern sind diverse Bauernhöfe mit nützlichen Infos (Sortiment, Fotos, Öffnungszeiten etc.) vertreten. Schweizweit noch im Aufbau.
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Onlineportal mit über 3000 gelisteten Hofläden.
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Übersichtskarte mit Höfen, die Milch aus muttergebundener Kälberaufzucht (kurz MuKa) anbieten. Bei dieser besonders tierfreundlichen Haltungsform werden die neugeborenen Kälber nicht von den Kühen getrennt, obwohl diese gemolken werden.
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Mimelis ist eine mehrsprachige Online-Plattform für den Direktverkauf. Produzenten und Handwerker aus der ganzen Schweiz stellen ihre Produkte selbst her und verkaufen sie weiter. Ausserdem können die Produzenten in Echtzeit Produktangebote machen und die Konsumenten können ihre Produkte direkt beim Produzenten reservieren und abholen. Mit Suchmaschine zur Suche nach Produktkategorie, Labels, Standort und vielen anderen Kriterien.
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Ein regionales und saisonales Gemüseabo in Zusammenarbeit mit der Post. Aktuell im Raum Bern, Seeland und Aargau vertreten.
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Zu Gast bei Bäuerinnen und Bauern

Eine weitere Möglichkeit für die Bauernfamilien, Wertschöpfung und damit Einkommen direkt auf dem Hof zu generieren, bieten Gastronomie- und Tourismusdienstleistungen. Das Angebot reicht von Schlafen im Stroh bis zum Gourmet-Dinner. Eine tolle Möglichkeit, die Landwirtschaft in der Freizeit kennenzulernen!

Gemeinsam engagiert – die solidarische Landwirtschaft

Die direkteste Form der Zusammenarbeit zwischen Bäuerin und Konsument ist die solidarische Landwirtschaft, auch Vertragslandwirtschaft oder Solawi genannt. Die Konsumentinnen verpflichten sich dabei zu einer längerfristigen Abnahme der Produkte. Den Bauern gibt das Sicherheit, da Überschüsse und das Risiko von Ernteausfällen solidarisch unter den angeschlossenen Konsumenten aufgeteilt werden. Diese erhalten im Gegenzug Einblicke sowie Mitsprache bei der Produktion von Lebensmitteln.

Solawi-Projekte werden meist genossenschaftlich organisiert. Je nach Projekt kann man auch auf dem Betrieb mitarbeiten. Die bisher häufigste Form sind Gemüseabos. In der Westschweiz wurden erste Genossenschaften bereits vor über 30 Jahren gegründet. Auch in der Deutschschweiz sind in den letzten zehn Jahren diverse Projekte entstanden und laufend werden neue gestartet.

Kooperationsstelle für solidarische Landwirtschaft
Verband regionale Vertragslandwirtschaft
Ökologo-Artikel: Vom Feld auf den Teller


Die solidarische Landwirtschaft schafft einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf ausserhalb der klassischen Marktordnung.

Food-Kooperativen und Crowd-Orderung

Weitere Möglichkeiten, Lebensmittel nach dem Gemeinschaftsprinzip einzukaufen, bieten lokale Food-Kooperativen oder Crowd-Ordering. Unter einer Foodcoop versteht man den Zusammenschluss von Haushalten zum gemeinsamen Einkauf. Indem kollektiv grössere Mengen direkt von den Produzenten bezogen werden, lohnt sich für diese der Lieferweg in die Stadt. Je nach Projekt besteht die Zusammenarbeit nur aus dem gemeinsamen Bestellen oder aber es werden auch Warenlager und sonstige Verwaltungsarbeiten geteilt. Ein internationales Foodcoop-Projekt, das es seit 2017 auch in der Schweiz gibt, ist Marktschwärmer.

Crowd-Ordering, also die Sammelbestellung, funktioniert ähnlich. Konsumente schliessen sich zusammen, um eine bestimmte grössere Menge zu bestellen. Erst wenn diese erreicht wird, wird die Ware ausgeliefert. Das spart Ressourcen und minimiert Foodwaste. Crowd-Ordering bietet sich besonders zur Bestellung von Produkten von Kleinbauern aus ferneren Ländern an. Pioniere in diesem Bereich ist die «Plattform Marktzugang» der gebana AG sowie Crowd Container. Eine weitere Variante der Sammelbestellung ist «Crowd-Butchering». Dabei wird ein Tier erst geschlachtet, wenn es komplett verkauft ist.

Was ist regionale Wertschöpfung?

Wertschätzung für das Essen und die Arbeit, die dahintersteckt, haben nicht nur unsere Bäuerinnen und Bauern verdient, sondern auch die vielen Verarbeiterinnen von handwerklich hergestellten Produkten und lokalen Spezialitäten. Oft arbeiten sie direkt mit Landwirten zusammen. Kaufst du also in der Holzofenbäckerei, in der Dorfmetzg oder im Käseladen ein, förderst du gleichzeitig handwerkliche Traditionen und lokale Arbeitsplätze. Auch kleinere Dorf-, Quartier- und Bioläden arbeiten häufig direkt mit Verarbeitern und Landwirteninnen der Region zusammen.

Detailhandel – Wie super ist der Supermarkt?

Alles an einem Ort – Supermärkte sind ganz schön praktisch! Die Grossverteiler bieten auch immer mehr biologisch und tierfreundlich produzierte Lebensmittel an. Damit nehmen sie ihre Verantwortung für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion wahr. Leider fördert der Grosshandel aber nicht nur die idyllische Landwirtschaft aus der Werbung. In den letzten Jahrzehnten fand in der gesamten Lebensmittelverarbeitung eine starke Marktkonzentration statt. Dies schwächte die Verhandlungsposition der Landwirtinnen. Ihr Anteil am Produktpreis, den du im Laden zahlst, wurde immer kleiner. Auch am Preisaufschlag von Label-Produkten (Bio, Fairtrade) verdienen mehrheitlich die Detailhändler.

Konsumentenfranken 2016

Vor gut 40 Jahren war das Verhältnis ca. 50:50. Seitdem ist der Anteil des Zwischenhandels kontinuierlich gestiegen. Heute erhält die Bäuerin nur noch rund ein Drittel des Konsumentenfrankens.

Anteil Lebensmittelkosten an gesamten Haushaltsausgaben

Heutzutage geben Schweizer Haushalte nur noch 6,4 % ihres Haushaltsbudgets für Lebensmittel aus. Ist dadurch auch die Wertschätzung für Lebensmittel gesunken?


Mit dem Wunsch nach ständiger Verfügbarkeit und den normierten  Qualitätsanforderungen der Supermärkte geht auch Wissen über Lebensmittel verloren: Die Konsumenten verlernen, welches Produkt wann Saison hat und dass ein krummes Rüebli oder ein Apfel ohne perfekte Schale genauso gut schmecken.


Oftmals können nur noch grosse, spezialisierte Landwirtschaftsbetriebe dem Kosten- und Qualitätsdruck standhalten. Diese Agrarindustrialisierung gefährdet Vielfalt und Tierwohl. Zudem entstehen Abhängigkeiten, welche die Resilienz, d.h. die Widerstandsfähigkeit, der einzelnen Bauernhöfe und der Landwirtschaft generell aufs Spiel setzen.

Zum Themendossier «Vielfalt statt Hofsterben/ Strukturwandel»

 

 


Was tun?

Mit deinem täglichen Einkauf entscheidest du mit, wie unsere Lebensmittel produziert werden. Informiere dich. Dein Kassenzettel ist auch Stimmzettel!